Die graue Maus, unser VW Bus T6 Campervan, treibt sich in Frankreich herum, genauer gesagt in der Normandie. Im ersten Teil unseres Reiseberichts haben wir ja schon Mont-Saint-Michel besucht, das Dior-Museum in Granville und waren auf einen Abstecher in der Bretagne. Jetzt nehmen wir uns die Cotentin-Halbinsel vor. Wir fahren die Strände an der Westküste ab, schauen uns auf den Landungsstränden um und werden kleine Hafenstädte besuchen. Und im Landesinnern schauen wir uns auch mal um.
Die bunten Häuser in Gouville-sur-Mer
Unser erstes Ziel ist das kleine Dorf Gouville-sur-Mer. Der Badeort besticht durch seinen schönen Sandstrand, aber die eigentliche Sehenswürdigkeit sind die bunten Strandhäuser, die in zwei Reihen in den Dünen verteilt sind. Diese Badehäuser sind weiß gestrichen, aber ihre Dächer sind in knalligen Farben lackiert. Sieht toll aus, und ist sogar bei Google-Maps schön zu erkennen.
Nördlich der Häuser an der Strandstraße gibt es ein Restaurant und eine Bar am Strand, dahinter ist direkt ein großer Stellplatz. Mit freiem Blick auf Strand und Meer, näher dran kann man kaum stehen, ohne daß die Reifen nass werden. Wer lieber auf einem Campingplatz steht muss einfach 200m weiter fahren. Dort sind zwei Campingplätze, einer davon sogar ein preiswerter Camping Municipal. Das sind Plätze, die unter der Verwaltung der Gemeinde stehen, oft etwas veraltet, aber meist mit mehr Charme und vor allem fairen Übernachtungspreisen.
Typisch Normandie: Coutances mit Kathedrale und Pantoffeln
Wer mal etwas mehr Stadt und weniger idyllische Natur sehen möchte, dem empfehle ich einen Besuch der Kleinstadt Coutances, nur einen Katzensprung entfernt. Dort gibt es eine richtige schöne Einkaufsstraße, eine Kathedrale und viele Cafés. Und Schuhgeschäfte, die Pantoffeln mit dem Antlitz von Schauspieler Louis de Funès vertreiben.
Wenige Kilometer von Coutances stoßen wir auf eine malerische Brückeruine, den Pont de la Roque. Die Brücke wurde im zweiten Weltkrieg zerstört, seitdem nicht mehr aufgebaut. Heute dient der Punkt als schöner Picknickplatz und Start- und Endpunkt von Paddlern, die über die Sienne die Region erforschen wollen.
Vom Pont de la Roque fahren wir weiter durchs Land, durch viele kleine Dörfer, die oft nur aus einer Kirche, zwei Bauernhöfen und einem Kriegerdenkmal bestehen. Eine Kneipe gibt es in jedem zweiten Dorf, echte Bäckereien sind leider deutlich seltener geworden. Die Boulangerie, die die besten Croissants backt, haben wir in Regneville-sur-Mer entdeckt. Dort bei Sophie & Jean-Luc schmeckten die französischen Butterhörnchen traumhaft. Leider sind die Öffnungszeiten sehr speziell, das Geschäft hat nur an 4 Tagen geöffnet.
Die besten Croissants der Normandie gibt es bei Sophie & Jean-Luc
In unmittelbarer Nähe, ca. 2km entfernt, gibt es auch den nettesten Campingplatz der Region: Camping du Havre de Regnéville
Ein kleiner überschaubarer Platz, Blick direkt auf die Bucht. Einmal die Straße rüber eine Dorfkneipe, ein kleines Cafe nebenan, und viele Transporter-Camperumbauten, von Renault über VW zum Uralt-Wohnwagen. Absoluter Campingtipp, hier muss man einmal gewesen sein.
Die schönsten Strandplätze haben Höhenbeschränkung
An der gesamten Küste gibt es aber auch genug Möglichkeiten, frei zu stehen. Allerdings sind viele der besonders schönen Parkplätze mit Höhenbeschränkungen in Form einer Holzbarriere ausgestattet. War für unseren umgebauten Camper aber kein wirkliches Problem, da die graue Maus mit dem flachen Skyline-Aufstelldach meistens durchpasste. Und wenn wir nicht die schicke Dachreling montiert hätten, würden wir fast überall hinkommen können.
An der Westküste der Cotentin-Halbinsel
Die andere Seite der Manche hat auch schöne Strände. Während auf der Ostseite, an der wir uns bis jetzt herungetrieben haben, oft ausgedehnte Dünenstreifen vor den breiten Sandstränden mit vielen Buchten liegen sieht es „drüben“ anders aus. Hier geht der Strand oft direkt in Wiesen und Äcker über, meist nur durch eine kleine Straße getrennt. So zieht sich dieses Gebiet von Utah-Beach, einen durch die Invasion 1944 berühmt gewordenen Landungsstrand hoch bis Quineville. Eine traumhafte Strecke, die wirklich meistens mit Blick auf das Meer zu geniessen ist.
Direkt am Utah-Beach ist ein großer Campingplatz, Stellplätze gibt es hier ebenfalls. Interessant ist das Museum, welches die Vorgänge der Invasion an dieser Stelle beleuchtet. Und auch hier macht es Spaß, den Fischern zuzusehen, die mit ihren Traktoren auf den Strand fahren und ihre Boote zu Wasser lassen. Die Produkte in Form von Austern, Krabben und Fischen kann man hier auch vor Ort kaufen. Zu einem ganz anderen Preis als im Restaurant „Le Roosevelt“, welches mehr auf Touristen zugeschnitten ist.
Wenn wir die Küstenstraße weiter hoch fahren treffen wir auf schöne kleine Fischerdörfer und viele Bauernhöfe. Viel mehr ist hier nicht los, erst am Ende in Saint-Vaast-la-Hougue wird es wieder etwas belebter und abwechslungsreicher. Die Insel Tatihou ist das Highlight dieser Region. Man kann mit einem Amphibienboot jederzeit dorthin, ist auch für Kinder eine spannende Sache. Das Boot hat Räder, kann also bei jedem Gezeitenstand die Insel ansteuern. Dabei geht es durch riesige Austernfelder und schöne Wattlandschaften.
Die Insel kann auch bei Ebbe zu Fuß erreicht werden, hier natürlich unbedingt den Gezeitenplan ansehen und kein Risiko eingehen. Auf der Insel Tatihou gibt es Umweltgärten, eine alte Festung und ein kleine Museum.
Endpunkt unserer Reise ist die Hafenstadt Barfleur
Am Ende unserer Strecke liegt die Hafenstadt Barfleur, die durch ihre dunklen Granithäuser am Hafen fast wie eine kleine Piratenstadt wirkt. Sehr rau, viele Felsen und eine tolle maritime Atmosphäre. Zu empfehlen ist hier nicht der Stellplatz zur Übernachtung sondern der Campingplatz einen Kilometer weiter im Norden. Der Naturplatz liegt an einer kleinen Meeresbucht an einem alten Bauernhof. Nur durch einen kleinen Weg vom Strand getrennt ist die Lage hier traumhaft, die Preise auch. Camping la Ferme du Bord de Mer heißt der Platz, die Wirtsleute sind nett und die Preise fair.
Wir haben leider nicht unendlich Zeit, daher müssen wir der Normandie jetzt Au revoir sagen und den Heimweg antreten. Aber eins ist sicher, wir kommen wieder!
Toller Reiseführer: Mit dem Wohnmobil durch die Normandie
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Das ist sehr nett geschrieben … es ist viele Jahre her, dass wir iin der Normandie und Bretagne waren.
Ja, Frankreich ist „auf dem Land“ sehr viel relaxter als Dtld. – wir wohnen nahe der dt.-franz. Grenze und sind oft auch übers Wochenende ‚drüben‘ in Frankreich – Essen ist meist gut und auf dem Land (wo kein / wenig Tourismus ist) auch einigermassen prisgünstig. „oldschool“-Restaurants und Bars haben ihren eingenen Charme ganz klar.
mfG
Günter
Vielen Dank, Günter. Ich wünsche euch noch viele schöne Touren bei den Nachbarn „drüben“ und immer ein frisches Baguette 😉
Lieben Gruß, Stephan