Nachdem wir unseren VW Bus T6 Kastenwagen erfolgreich zum Campervan umgebaut haben, wollen wir die Urlaubstauglichkeit der grauen Maus natürlich auch testen. Und wo könnte man das besser als in Frankreich. Dort gibt es bekanntlich sauviel Küste, leckere Croissants und süffigen Wein. Und so viel Gegend, da wird für unseren kleinen Bulli bestimmt ein Eckchen zu finden sein.
Durch Belgien auf schnellstem Weg nach Frankreich
Ferien beginnen im VW Bus bekanntlich spätestens bei der Abfahrt. Allerdings hat die belgische Autobahn nicht so wirklich die Urlaubsatmosphäre für sich gepachtet. Viele Schlaglöcher, ausgeprägte Spurrillen und recht viele Baustellen begleiten uns auf der Strecke von Aachen bis nach Saint-Aybert an der belgisch-französischen Grenze. Wir halten uns stur an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 120km/h, die Preise für Geschwindigkeitsübertretungen sind nicht erst seit Corona in Belgien stark gestiegen. Und durch unsere Offroad-Bereifung auf den schicken Twin-Monotube-Felgen wird es darüber auch recht laut in unserem Bus. Also Tempomat eingeschaltet und die Autobahnzeit einfach abrollen.
Das erste Baguette der Ferien gibt es in Valenciennes
In Valenciennes geht es dann auch sofort runter von der Autobahn, die erste Bäckerei wird angesteuert und ein frisches Baguette geholt. Dazu ein Stück Camembert, und die Fahrt geht entspannt über Landstraßen weiter. Die Franzosen haben die zulässige Höchsgeschwindigkeit auf ihren Nationalstrassen auf 80km/h begrenzt. Klingt furchtbar langsam, aber wenn man sich drauf einlässt läuft alles ganz gut. Und unser Ex-Kastenwagen ist ja auch kein Rennwagen. Der Vorteil der Landstraße: Man sieht mehr von Land und Leuten, kann anhalten wo man will, und es werden keine Straßengebühren fällig. Dafür gibt es Kreisverkehre ohne Ende, aber immer noch besser als Ampelkreuzungen wie bei uns. Der Nachteil ist allerdings die Zeit, die man braucht, um irgendwann anzukommen. Aber wer ohne festes Zeil und Reservierung reist, für den die beste Form des Reisens in Frankreich.
Die nettesten Lokale sieht man schon, wenn die Landstraße genutzt wird, und so landet man immer dort, wo es nett aussieht. Ob es auch schmeckt, wird erst nach einem Versuch klar, aber meistens hatten wir Glück. Das Hotel de la Gare, zu deutsch Bahnhofshotel, in Aumare ist so ein Glücksfall. Sehr oldschool in der Optik, innen eine Theke, die in den 60er Jahren der letzte Schrei war, aber sehr nette Wirtsleute und sehr gute Hausmannskost. Und wer zu viel Wein getrunken hat und nicht im Bus schlafen will, die Zimmer sind nicht sehr teuer.
Einmal quer bis zum Meer
Eigentlich ist die Strecke ganz einfach. Immer quer durch bis zum Meer. Na ja, ein paar Kurven sind schon dabei, und ein paar Hügel lassen den Bus auch mal etwas arbeiten, aber im Prinzip fahren wir immer geradeaus. Meistens mit tollem Blick über die Felder, die wie in der Somme-Region mit Weizen gefüllt sind, und ab und zu sieht man auch ein paar kleinere Schlösser. Nicht fehlen dürfen die Kühe und Stiere, die dort saftige Wiesen haben und den tollen Käse und ab und zu auch mal ein leckeres Entrecote liefern. Für Selbstversorger ideal: Viele Bauern verkaufen direkt von den Höfen, und die Preise sind mehr als fair.
Überquerung der Seine bei Rouen
Für die nötige Seine-Überquerung gibt es drei Möglichkeiten: Mitten durch die Stadt, kostet nichts extra, man kann einen Bummel durch die sehr schöne Altstadt machen und es kommt wieder echtes Berufsverkehr-Gefühl auf, was wir hier in Corona-Zeiten ja schon nicht mehr so extrem haben. Die anderen Möglichkeiten sind zwei Brücken. Einmal die Brücke Pont de Normandie, welches die größte Spannseilbrücke Europas ist. Sie kostet Maut, ist sehr steil und nichts für Fahrer und Beifahrer, die nicht schwindelfrei sind. Die zweite Brücke an der Seinemündung ist der Pont de Tancarville, ebenfalls ein spezielles Teil. Die genannten Brücken sind ideal für alle, die ihre Reise über die kleine, aber sehr touristische Hafenstadt Honfleur fortsetzen wollen. Wir fahren aber in Richtung Manche, das ist der Zipfel mit Cherbourg an der Spitze. Daher geht es für uns weiter über Caen, Bayeux und Saint-Lo. Und dann kann man das Meer schon fast riechen.
Sonnenuntergang in Hauteville-sur-Mer / Plage
Unsere erste Strandetappe ist Hauteville-sur-Mer Plage. Ein sehr kleines Dorf, mit einer Handvoll Restaurants, Kneipen, einem Bäcker und einem Gemischtwarenladen. Dazu gibt es noch ein Kino und einen Campingplatz sowie Stellplatz für Reisemobile. Und ein sehr schöner Sandstrand mit Blick auf ein paar vorgelagerte Inseln. Traumhaft, um sich abends mit seinem Campingstuhl an den Strand zu setzen, Wein zu trinken und die Seele baumeln zu lassen.
Ausflugstipps für die Normandie
Heute starten wir zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit in der Region, der ehemaligen Klosterinsel Mont-Saint-Michel. Da wir aus der Manche anfahren, führt uns der Weg ab Granville in Küstennähe an der Bucht entlang über Avranches. Bereits kurz hinter Joulloville kann man den Klosterberg sehen, wenn man der Ausschilderung „Bay Mont-Saint-Michel“ folgt. Über kleinen Nebenstrassen geht es immer ganz nah an der Küste entlang, und nach fast jeder Kurve gibt es den „Aha-Effekt“, wenn sich das Unesco-Weltkulturerbe ins Sichtfeld bewegt. Und toll sieht es immer aus, egal, ob die Bucht wegen der Ebbe eine riesige Sandwüste ist oder das Meer bei Flut die Bucht ausfüllt.
Stellplätze entlang der Bucht
Die gesamte Strecke bietet ausreichend Aussichtspunkte, die es ermöglichen, die Campingstühle auszupacken und den Ausblick zu geniessen. Auch Übernachtungen sind möglich, nur sollten die Verbotsschilder befolgt werden, damit die Gemeinden nicht auf die Idee kommen, die Übernachtung dort zu verbieten. Wer in der Nebensaison reist, sollte keine Probleme haben, einen schönen Platz zu finden.
Für den Klosterberg sollte man sich mindestens einen vollen Tag Zeit nehmen. In unmittelbarer Nähe gibt es genug Camping- und Stellplätze. Und auch, wenn es anstrengend ist, je höher man sich in der Anlage fortbewegt, umso leerer wird es. Und umso schöner die Ausblicke in die große Bucht, bei klarem Wetter natürlich besonders reizvoll.
Die Bretagne ist nur einen Steinwurf entfernt
Auch wenn wir nur die Normandie erkunden wollten, bietet sich hier ein kleiner Ausflug in die Bretagne an. Diese beginnt nämlich direkt links vom Klosterberg. Und die Stadt Cancale mit ihrem wunderschönen Hafen direkt an der mit Restaurants und Cafes bestückten Promenade ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Und sei es nur, um einen weiteren Sticker als Souvenir auf den Bulli zu kleben.
Unsere erste große Tour in der Normandie und einem Zipfel Bretagne hat unsere graue Maus perfekt absolviert. Unser Skyline Roof Aufstelldach diente uns oft als Aussichtsplattform, und wir haben sehr schöne Einblicke in das Land erhalten. Jetzt schauen wir uns die nähere Umgebung von Granville an.
Granville und das Dior-Museum
Die Stadt Granville besteht aus einer schönen Altstadt inmitten von historischen Festungsmauern, dem See- und Sporthafen und schönen kleinen Plätzen und Parks. Die Kleinstadt mit ungefähr 12500 Einwohnern hat ein Spielcasino und nennt sich gerne „Monaco des Norden“. Das ist zwar etwas übertrieben, aber dafür ist ein Café- oder Restaurantbesuch hier auch deutlich preiswerter. Besonders zu empfehlen ist ein Besuch im Musée Christian Dior. Der Eintritt in den wunderschönen Garten hoch über dem Meer ist frei, zumindest den Besuch sollte man nicht versäumen. Direkt auf den Klippen über dem Meer liegt der Park, in dessen Mitte das Geburtshaus des weltbekannten Modeschöpfers liegt. In der Villa gibt es Wechselausstellungen, zu sehen sind Handzeichnungen, Modelle und Kreationen sowie Fotos aus dem Leben von Dior. Eine Besichtigung sollte man , wenn die Zeit reicht, auf jeden Fall vornehmen.
Das Geburtshaus des Couturiers inmitten eines parkähnlichen Garten.In den nächsten Tagen schauen wir uns die Cotentin-Halbinsel mal etwas genauer an, die andere Seite der Manche mit den Landungsstränden und weiteren Sehenswürdigkeiten stellen wir dann genauer vor. Natürlich auch Tipps, wo die besten Übernachtungsplätze zu finden sind.
Mehr dazu hier im zweiten Teil unseres Reiseberichts durch die Normandie.
Beim französischen Fremdenverkehrsamt gibt es aktuelle Tipps und die Corona-Regeln, die zu beachten sind.