Unsere graue Maus, ein VW Bus T6 Baujahr 2019, ehemaliger Kastenwagen, rollt auf seinen grobstolligen Reifen schnurstracks Richtung Campervan. Ihr erinnert euch, gekauft haben wir ihn als Transporter in schickem grau, ohne Fenster, ohne Sitzbank, ohne Luxus,ohne Standheizung. Dafür zu einem fairen Preis.
Mittlerweile haben wir unsere schönen, dunkel getönten Fenster eingebaut. Innen ist unsere Rock&Roll Bank von Rusty Lee, die durch ihre TÜV-geprüfte Bauart eine sichere Lösung für die Mitnahme von Passagieren ist. Dafür sorgen unter anderem die Automatik-Gurte. Und abends kann mit einfachem Handgriff ein großes Bett draus gemacht werden.
Aaaaaber schattig ist es schon in unserem Neucamper, vor allem jetzt im Dezember. Also muß eine Heizung her.
„Irgendwie müssen wir doch die Hütte schön muckelig machen“
Und zwar eine, die den Innenraum des Bullis schnell aufheizt, die nicht extrem viel kostet und die recht leise ist. Schließlich soll sie im Zweifel auch mal auf einem Campingplatz laufen, ohne alle Nachbarn aufzuwecken.
Eine Gasheizung ist keine Option, erfordert sie doch den Einbau einer Gasanlage, Platz für eine Flasche und eine regelmäßige Prüfung. Abgesehen von den genannten Nachteilen wäre das auch deutlich zu teuer. Also fällt die Wahl auf eine Luftstandheizung. Die sind schön kompakt, relativ einfach einzubauen, und gibt es im Komplettset auch zu einem fairen Preis.
„Eine Luftstandheizung ist die ideale Lösung zu einem fairen Kurs“
Da wir aber unseren Camper möglichst preiswert ausbauen möchten, um noch genug Geld für die Touren zu haben, fallen die üblichen Verdächtigen wie Eberspächer und Webasto leider aus. Da wir in unserem T6 auch keinen Zuheizer verbaut haben, benötigen wir nämlich eine vollständig autarke Heizung. Gibt es in verschiedenen Varianten auf dem Markt, allerdings wollen wir auch keinen China-Nachbau kaufen. Auch wenn der fast nichts kostet, aber wegen eventuell gefälschter E-Zeichen morgens nicht mehr aufzuwachen ist keine Option für uns. Ist auch doof für den nachfolgenden Busbesitzer, immer 300 Duftbäume aufzuhängen.
„Autoterm Air 2D ist unsere Wahl“
Die Autoterm Air 2D De Luxe in der Ural Edition scheint wie für uns gemacht. Ural hört sich nach arschkalt an, dann sollte das Teil auch für unsere Regionen den Bus ausreichend heizen. Und das De Luxe bezieht sich auf das digitale Bedienteil und damit die Möglichkeit, einen zweiten Temperatursensor z. B. in unserem Skyline Aufstelldach anzubringen. Also bequem, einfach und komfortabel. Wir mögen das so.
„Bequem, einfach und komfortabel“
Das noch alle Teile, die für den Einbau benötigt werden im Kit enthalten sind, vereinfacht unsere Entscheidung noch. Nur die spezifischen Bulliteile müssen wir noch besorgen, um die Luftführung schön wie im Original zu haben. Das sind die beiden Luftaustritte in der Verkleidung der B-Säule sowie die Verteiler darunter, also kein Hexenwerk. Wir haben jetzt alles zusammen und legen los.
„Auf die Plätze, Einbau, los“
Zuerst legen wir uns die benötigten Werkzeuge zurecht, der Einbausatz ist ja schon vorkonfiguriert für den VW Bus T5 und T6. Wir benötigen an Werkzeug und Hilfsmitteln:
- Einnietmuttern M6 (4 Stück reichen aus) samt Schrauben, M6x20 reichen
- Nietmutternzange
- Bohrmaschine mit ein paar Bohrern
- eine kleine Karosseriesäge oder Flex zur Erweiterung des Warmluftdurchbruchs in der B-Säule
- 60-63mm BiMetall Bohrkrone für die Luftdüse in der Trittstufe, theoretisch auch mit Karosseriesäge machbar
- Optional für 4-motion-Fahrer: Den Edelstahleinbaukasten für noch mehr Schutz der Heizung. Dieser ist mit unserem Heizungshalter kombinierbar, macht aber trotzdem kein U-Boot aus ihr!
- Optional: Verlängerungskabel Bedienelement auf 7m. Original kann das Bedienelement nur 1,8m von der Heizung weg, das ist u.U. zu kurz – je nach Innenraumgestaltung.
- Optional: Zusatztemperatursensor 5m. Kann verwendet werden, um Bedienelement und Temperaturmessstelle räumlich zu trennen, oder beispielsweise für eine zweite Heizzone im Hochdach (nur mit PU-27 realisierbar!).
Die korrekte Position ergibt sich fast von selbst. Wir haben vorher einen Luftkanal hinten eingesetzt, dann passt alles perfekt.So, der Kasten sitzt, jetzt montieren wir den Auspuff der Heizung. Soll ja alles schön leise und sauber sein. Den mitgelieferten Edelstahlschalldämpfer können wir einfach am „großen“ Endtopf befestigen, das geht flott und hält. Danach das Abgasrohr kürzen, Isolierung drum und am Schalldämpfer sowie an der Heizung befestigen.
„Auspuff ist ein Kinderspiel“
Bis hierhin hat alles prima funktioniert, jetzt kümmern wir uns um die Spritzufuhr. Irgendwie muß der Diesel ja zur Heizung kommen, also bauen wir erstmal die Tankabdeckung ab. Da unser T6 keinen Zuheizer hat, können wir den Diesel nicht einfach mit einem T-Stück dort abzapfen. Vielmehr müssen wir eine Leitung direkt aus dem Tank legen. Ist auch kein Hexenwerk, allerdings sollte der Tank hierfür natürlich leer sein. Nach dem Entfernen der Abdeckung unter dem Tank ist dieser einfach zu entfernen. Dann legen wir das Teil auf den Boden, entfernen den Tankgeber und bohren ein Loch für den Hahn in dessen Nähe.
„Wir holen uns den Treibstoff“
Den Tank haben wir wieder eingebaut, jetzt wird die Spritpumpe angeschlossen. Diese passt an die Außenseite des Edelstahlkastens, der die Standheizung an seinem Platz hält. Sie kann in Fahrtrichtung vorne gut montiert werden, passt prima mit der Kabellage. Hinten, wie bei uns im Bild, geht aber auch. Wichtig ist, die Pfeile auf der Dieselpumpe zu beachten. Dann muss man hinterher beim Probelauf die Pumpe nicht mehr umdrehen ?
„Diesel ist dran, jetzt gehen wir an die Verlegung der Luftkanäle“
Die Reihenfolge kann natürlich nach Lust und Laune geändert werden, aber wir wollen, bevor wir die Standheizung an die Bordelektrik anschließen die Luftführung fertig bauen. Dazu muss die Ansaugung der Frischluft gelegt werden, und natürlich auch die Ausströmer für die Warmluft. Man kann die Ansaugung übrigens fast überall verlegen, wir wollten es aber wie beim Original haben. Und da wird die Luft aus der Trittstufe an der Beifahrerseite geholt. So ist sichergestellt, daß keine Abgase oder zuviel Staub und Dreck in der Ansaugung landen.
„Die Luftansaugung legen wir in die Trittstufe“
Um die Ansaugung in die vordere Trittstufe des VW Bus T6 zu legen, zeichnen wir erst die gewünschte Stelle an, dann sägen wir das Loch aus, um die Düse hier zu montieren.
So, Luftansaugung ist fertig, jetzt kommt der etwas kniffelige Teil: Die Ausstömer für die Warmluft liegen in der Verkleidung der B-Säule. Und der Luftverteiler für Front- und Passagierraum muss in die B-Säule. Dazu kommt die Flex wieder zum Einsatz.
„Einfach ein Loch in die B-Säule flexen. Kein Ding, oder?“
Aber erstmal sehen wir uns den Spaß an. Zum besseren Arbeiten haben wir die Beifahrersitzbank ausgebaut. Die B-Säulenverkleidung unten bauen wir schnell ab, die obere Hälfte kann bleiben, wo sie ist. Mit dem Luftverteiler tasten wir uns an die korrekte Position an, und mit dem Lackstift zeichnen wir die Stelle, an der das Loch entstehen soll.
Spätestens jetzt sollten alle, die sich nicht super mit dem Bus auskennen, den Entschluß fassen, den Einbau von Profis machen zu lassen. Wir zeigen trotzdem, wie wir das gemacht haben, aber ohne das als Einbautipp zu verstehen! Also, nur zum Mitlesen ✌
Jetzt müssen an der B-Säulenverkleidung noch die später sichtbaren Ausströmer angebracht werden. Diese münden in den Passagierteil und auch in das Fahrerhaus des Bullis. Dazu kommen wir aber später, erst machen wir uns an die Verkabelung. Die Kabel ziehen wir unter dem Beifahrersitz hoch in den Innenraum, das Bedienteil wird an einem freien Schalterplatz in der Mitte des Armaturenbretts fixiert. Die Kabel hierzu ziehen wir einfach unterhalb der Mitte hoch. Ein weiteres Kabel für den Temperaturfühler haben wir in der B-Säule auf Kopfhöhe angebracht, die Antenne für das GSM-Modem (Nicht im Set enthalten) wurde an die A-Säule beim Beifahrer verlegt.
„GSM-MOdem für die Steuerung der Standheizung per Smartphone App. Für uns Luxus pur“
Diese zusammen mit dem Moden sorgt dafür, daß sich die Standheizung über eine App mit dem Smartphone steuern lässt. Das ist Luxus hoch Zwei und uns den Aufpreis wert. Die Verkabelung an der Batterie wurde angebracht, und wir können den ersten Startversuch wagen.
Aber vorher checken wir nochmal die einzelnen Positionen, nicht, daß wir was vergessen haben:
Standheizung im Edelstahlhalter montiert und unter dem Bus angebracht.
Auspuff montiert, Luftkanäle für Ansaug- und Warmluft montiert
Spritpumpe richtig herum montiert, Dieselleitung angeschlossen.
Verkabelung zu Batterie, Bedienteil, Temperatursensor korrekt angeschlossen.
Startknopf drücken, Display gucken, auf ein Klackern warten. Da nix kommt, bekommt die Pumpe keinen Diesel. Also Spritleitung mit Hilfe einer Spritze befüllen. Zweiter Versuch bringt den Erfolg. Ein leises Summen, es klackert kurz, dann läuft die Heizung.
Wir sind sehr zufrieden, jetzt muß nur noch das Bedienteil eingestellt werden, die App auf das Smartphone installiert werden und die Luftheizung kann superbequem genutzt werden.
Update: Nach über einem Jahr sind wir von unserer Standheizung mehr denn je begeistert. Bei dem useligen Winterwetter hier im Westen, ohne Schnee, dafür mit Regen und Temperaturen zwischen 2 und 7 Grad spielt die Standheizung ihre Vorteile voll aus. Besonders, weil im Ex-Transporter die normale Fahrzeugheizung gerade mal für das Fahrerhaus ausreicht, und das auch nur während der Fahrt. Entsprechend oft wird dann die Standheizung bei Winterfahrten einfach zugeschaltet.
Wir wollen den Luxus nicht mehr missen!
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Mehr geht immer, hier bekommt der Bus neue 17 Zoll AT Alufelgen