Wir nennen ihn der Einfachheit halber Scheunenfund, obwohl der gute VW Bus T2 mit der Westfalia-Berlin Ausstattung eigentlich in einer Garage stand. Und zwar, eifrige Leser des Blogs kennen die Geschichte, fast sofort seit dem damaligen Kauf bei einem VW-Händler.
Der Scheunenfund wurde direkt nach dem Kauf abgestellt. Und fast nicht mehr bewegt.
Barbara und Robert hatten des Bus als Nachfolger ihres 62er VW-Käfer im Jahr 1978 als Neuwagen bestellt. Ausgeliefert wurde er vom VW-Händler Tynan´s in Aurora im US-Bundesstaat Colorado. Nachgerüstet wurde, ebenfalls von diesem Volkswagen-Händler noch ein CB-Funkgerät und Stoßstangenhörner. Natürlich im gleichen Wolkenweiß lackiert wie auch die Stoßfänger.
Der Rabbit sorgte für die Abschiebung des T2 in die Garage
Da sich das Paar gleichzeitig noch einen Golf 1 Diesel dort gekauft hat, wurde der Bulli erstmal abgestellt. In der besagten Garage. Und fortan fuhren die beiden VW-Fans mit dem Golf, der in den USA Rabbit genannt wurde. Das Kaninchen, so heißt Rabbit übersetzt, war natürlich deutlich flotter, komfortabler und sparsamer als der T2, wurde das geliebte Auto bei Barbara und Robert. Und der Westy blieb in der Garage stehen.
Der T2 hat noch nicht 1000 Meilen auf dem Tacho, daher auch noch keine Inspektion hinter sich
Stammleser, wissen, was passiert, alle anderen ahnen es bereits. Der Bus blieb, wo er war, wurde nur ab und an mal für kleinere Touren und zur Batterieerhaltung frei gelassen. Dann fuhr die Tochter damit zu Freunden, aber als Camper wurde das kleine Reisemobil nie genutzt. Das erklärt auch den traumhaften Erhaltungszustand der Inneneinrichtung. Sie sieht genau so aus, wie der Bus in den 70er Jahren das Werk verlassen hat.
Der Teppichboden in dunkelbraun hat noch immer die leuchtende Farbe, die Fasern liegen wie frisch gebürstet, und keine Trittspuren verunzieren den Innenraum. Der Einstieg an der Schiebetür, inklusive der Führungsschiene – kein Dreck, kein Staub. Selbst die hauchdünne Fettschicht schimmert noch golden. Alles fast nie benutzt.
Das Spülbecken, normalerweise ein sicheres Kriterium, ob der Bus stark als Camper genutzt wurde, strahlt in metallischem Glanz. Der Aufkleber vom Hersteller BLANCO in zeitgenössischem Orange zeigt, daß die Spüle unbenutzt geblieben ist. Und der direkt daneben integrierte Gasherd hat auch noch keine Flamme gesehen. Alles strahlt silbern und ist blitzeblank.
Die verbauten Westfalia Möbel sind ohne Kratzer, die Möbelkeder haben keine Schrammen, wer in den Bus schaut kommt sich vor wie in einem Neuwagencenter aus den 70er Jahren. Unglaublich, daß die Zeit nicht für den Zerfall gesorgt hat. Aber das liegt vermutlich daran, daß der VW Bus T2 immer in einer dunklen Garage war. Kein Licht, keine UV-Strahlung, kein Regen, kein Staub, keine Tiere.
Gepolstertes Armaturenbrett mit US-Kassettenradio und CB-Funkgerät
Das gepolsterte Armaturenbrett glänzt tiefschwarz, keinerlei Risse oder poröse Stellen, wie man sie von unseren gebrauchten Bussen gewohnt sind. Einfach schön, wenn man sich die Tafel ansieht. Auch wenn wir den Bus natürlich nicht fahren, denn er soll ja weiterhin nur 993 Meilen auf dem Tacho behalten. Bei 1000 Meilen wäre nämlich die erste Inspektion fällig, und das können wir uns sparen. Vermutlich würde bei Volkswagen auch etwas Unruhe entstehen, wenn wir die Neuwageninspektion mit einem 41 Jahre alten Bus in Anspruch nehmen wollen.
Der Scheunenfund mit 993 Meilen auf dem Tacho
Einzigartig ist auch der Blick in den Westfalia-Hocker, der das damals als Zubehör erhältlich war. Vorgesehen für einen Eimer oder ein Porta-Potti. Die zugedachte Funktion war die gleiche, aber zum Glück war auch dieses Einbauteil noch unbenutzt und nagelneu. ?
Nach dem Blick in das fast unberührte Innere des Campmobiles schauen wir noch einmal auf den Bulli von außen, auch hier zeigt sich der Bulli in Top-Zustand. Besser könnte er nach einer Vollrestaurierung auch nicht aussehen. Und besonders toll, die ganze Geschichte ist mit den ganzen Papieren, die im Bus dabei waren, komplett nachvollziehbar. Da fehlt weder die Visitenkarte des Verkäufers aus dem VW-Autohaus noch die Originalrechnung und Quittung über den bezahlten Preis. Selbst das „Sold“-Schild und der ungenutzte Gutschein für die 1000 Meilen Inspektion sind dabei. Wir sind froh, daß dieser VW-Bus jetzt bei seinen Freunden in unserer Halle steht. Gut geschützt, und fahren muß er auch nicht mehr. Manchmal reicht es eben aus, gut auszusehen.
Alle Papiere dabei, von der Neuwagenrechnung bis zum Gutschein für die 1000 Meilen Durchsicht.
Aufsehen erregen, das können sie gut, unsere Busse. Als Scheunenfund in Top noch mehr als eine perfekte Vollrestaurierung
Es dauert natürlich nicht wirklich lange, bis sich so ein Superfund herumspricht. Kein Wunder, daß sich auch die gößte Tageszeitung Deutschlands schnell gemeldet hat. Und der Reporter war genauso begeistert wie wir. Und widmete unserem Westy eine Liebeserklärung auf einer ganzen Seite.
Jetzt steht er wieder in der Halle, direkt neben seinem Kumpel aus Deutschland. Und das freut uns jedesmal, wenn wir die beiden Busse dort stehen sehn. Schön, wenn nach Jahrzehnten einsam in einer Garage der Altenteil in Gesellschaft verbracht werden kann.
Habt ihr auch so schöne Geschichten mit euren Bussen erlebt? Ich würde mich über Kommentare und Fotos sehr freuen!
Und hier geht es weiter mit dem Garagenfund
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